Via Valtellina

Von Tirano in Italien in den Nenzinger Himmel in Österreich
9 Etappen durch das Engadin auf alten Säumerpfaden

Samstag, 26.6.2010
Es ist wieder so weit. Der Rucksack ist gepackt, die alten Schuhe sind ausgegraben. Die Packliste vom letzten Mal hat die ganze Sache natürlich unheimlich erleichtert. Trotzdem an dieser Stelle noch zwei Ergänzungen: Mammut-Gürtel und Stirnband. Die Vorbereitungen habe ich diesmal ziemlich locker genommen. Routine. Ha! Auch trainiert habe ich heuer nicht speziell. Habe zwar am Fahrrad so viele Kilometer wie noch nie, doch die Bergschuhe sind kaum benutzt.
Pünktlich um 7:00 morgens stehen Papa und Mama vor der Haustüre, sie bringen mich nach Chur, von wo ich mit dem Bernina-Express im Panoramawagen nach Tirano gebracht werde. Die Zugsfahrt ist echt spektakulär und allein schon eine Reise wert.
Natürlich sind hier wieder haufenweise Bahntouristen anzutreffen, zu den Japanern gesellen sich hier noch auffallend viele Deutsche hinzu.
In Tirano schnalle ich mir gleich den Rucksack auf den Buckel und laufe in Richtung der Weinberge. Gleich geht’s steil bergauf, die Sonne brennt vom Himmel, ich schwitze wie ein Wettex.
Die Beschilderung der Via Valtellina in gewohnter Weise erstklassig.
Ich merke das fehlende Training und quäle mich den steilen Steinweg hinauf. Endlich wird es waldig und die Sonne wird verdeckt. Auf Höhe Piazzo stürmt plötzlich ein Hund auf mich zu. Ich erschrecke fürchterlich, da ich ihn erst in letzter Sekunde entdecke. Doch er spurtet an mir vorbei. Dann macht er kehrt, beschnuppert mich ein bisschen und beschließt, mich von nun an zu begleiten. Er läuft immer vor mir her, an schattigen Plätzchen bleibt er stehen und wartet auf mich. Wenn er („Bello“ – ist ja vermutlich ein Italiener) einmal an einer Abzweigung falsch geht, genügt ein kurzer Pfiff und er wieder auf Spur.
So passieren wir bald die Grenze in die Schweiz. Ich hoffte, er sei da zuhause, doch Bello macht keinerlei Anstalten, mich zu verlassen. Jeder, den ich frage, ob er den Hund kennt, schaut nur komisch.
Dann erreichen wir Viano, wo ein paar Einheimische gerade Dorftratsch veranstalten. Auch sie kennen Bello nicht, doch sie sind so nett und halten ihn fest, bis ich aus Bellos Sichtweite und Erinnerungsvermögen verschwunden bin. Er winselt ganz verrückt doch ich kann ihn ja nicht mitnehmen – er gehört sicherlich hier her irgendwo. Ciao, Bello – mach´s gut. Zehn Minuten später vermisse ich ihn bereits. Dann geht´s die letzten zwei Stunden hinauf nach San Romerio.
Ich bin ziemlich fertig, doch ein Besuch in der im 8. Jahrhundert erbauten Kapelle und eine feine Dusche bringen die Lebensgeister zurück. Ich treffe Jasmin, Jasmina und Sandra, die auf einer Dreitagestour sind. Wir spielen einen Kreuzjass (kein Kommentar ;-) und essen gemeinsam das vorzügliche Abendessen. Selbstgemachte (!) Nudeln mit Salami, davor eine Salatvariation aus Eigenanbau. Nicht vergessen – San Romerio liegt auf 1783hm. Da ich ziemlich müde bin, gehe ich früh schlafen. Ein Schlafsaal mit 16 Plätzen für mich ganz alleine. Für die einen ein Matratzenlager – für die anderen das größte Einzelzimmer der Welt.

Sonntag, 27.6.2010
Der Tag beginnt mit einem guten von Gino zubereiteten Frühstück. Ich sitze dann noch eine Weile herum, erledige den Papierkram, ehe ich gegen halb zehn loslaufe. Der Weg hinunter nach Poschiavo ist sehr angenehm zu laufen. In der Tiefe ist stets der schöne See zu sehen.
Um die Mittagszeit erreiche ich dann den Ort und steuere gleich das Zentrum an. In einem Kaffee gönne ich mir eine feine Minestrone zur Stärkung. Viele Bahntouristen machen in dem schönen Örtchen halt und tummeln sich rund um den Hauptplatz an der schönen Kirche.
Mit neuer trockener Kleidung nehme ich dann den Anstieg in Angriff. Der Weg zieht einen Sonnenhang hinauf und kreuzt dabei mehrere Male die Geleise der Bernina-Strecke. Es begegnet mir sogar der Bernina-Express (der mit dem Panoramawagen) und mir wird bewusst, dass ich vor genau 24 Stunden auch darin gesessen bin.
Heute Sonntag sind einige Wanderer unterwegs. In Puntalta / Cavaglia schaue ich mir dann noch die Gletschermühlen an.
Das sind trichterförmige Ausschwemmungen, die die Gletscher hinterlassen haben. Hier weitet sich das Tal auf, es gibt einen Bahnhof und einige Gaststäten. Ich nehme den letzten Anstieg in Angriff und erreiche pünktlich zum Anpfiff der Achtelfinals Deutschland – England die Alp Grüm, mein heutiges Etappenziel.
Die (österreichische) Chefin Elisabeth ist so nett und schaltet mir einen Fernseher ein und ich muss zusehen, wie die Engländer mit 4:1 nach Hause geschossen werden. Abendessen gibt’s dann noch auf der Aussichtsterasse.
Dann spaziere ich noch hinauf zum Hotel Belvedere und genieße die Ruhe des Abends.

Montag, 28.6.2010 – Alpenüberquerung!
Pünktlich um 7:00 werde ich von den quietschenden Bremsen des ersten Zuges geweckt. Die Sonne scheint bereits. Nach einem ausgiebigen Frühstück starte ich in die dritte Etappe. Gleich zu Beginn begegnet mir ein Schweizer Original („Taag woohl!“), als ich ihn zwei Minuten später wieder überhole – das selbe Begrüßungsritual: „Taag woohl!“.
Der Weg zieht dann noch ganz gemütlich aufwärts, ehe bald die Staumauer des Lago Bianco erreicht wird. Dort nehme ich den Weg links um den See, um der Bahn und der Passstraße auszuweichen. Mehrere Schneefelder müssen durchquert werden. Oh´ - wie ich das liebe.
Hier am Ospizio Bernina liegt der höchste Punkt der Eisenbahnlinie. Vorbei am Les Nair geht es dann ganz gemütlich hinunter. Hier irgendwo liegt auch die Sprachgrenze zwischen italienischer und deutsch-rätoromanischer Schweiz. Jetzt kommen die Ortsnamen, die wie Samt auf der Zunge zergehen!
Nach einem etwas steileren Abstieg erreiche ich Morteratsch, wo ich mir am Bahnhof eine kleine Stärkung gönne. Hier eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf die gletscherbedeckten Alpen. Wow.
Das letzte Stück führt heute durch einen herrlich duftenden Latschen-, Kiefer-, Föhrenwald. Der Weg ist traumhaft angelegt, schattige Bänkchen laden immer wieder zur Rast ein, ich nehme solche Einladungen natürlich dankend an.
Bald ist Pontresina erreicht (oder besser auf Romanisch: Puntraschigna). Dort gehe ich auf Zimmersuche, was in dem Touristenort nicht allzu schwierig ist. Ich komme im „Engadinerhof“ unter, was sich als richtiger Glücksgriff entpuppt: ein über hundert Jahre altes Hotel, hohe Räume, eine riesige Empfangshalle, knarrende Holzstiegen und dazu noch sehr gutes Essen. Und außerdem Fußball-WM im Salon. Lediglich das Publikum ist auffallen: Von den (geschätzten) 100 Personen im Speisesaal sind nur wenige noch nicht im Rentenalter. Und von diesen wenigen wiederum tragen die meisten ein weißes Hemd und ein schwarzes Gilet darüber und bringen den Grauhaarigen das Essen und die Getränke.


Dienstag, 29.6.2010
Das Frühstücksbuffet ist im wahrsten Sinne des Wortes „reichhaltig“ und lässt keine Wünsche offen.
Die heutige Etappe verspricht eher langweilig zu werden. Ohne nennenswerte Höhenunterschiede verläuft der Weg durch die Hochebene des Engadins und passiert dabei die Orte Samedan, Bever, Chamues-Ch, La Punt, Madulain und Zuoz. Zuoz fällt durch sein sehr schönes Ortsbild auf. Ich hatsche dahin und vertreibe mir die Zeit mit Naturbeobachtungen.
Aber auch hier gibt es nichts Besonderes zu berichten. Andererseits bin ich ja froh über die einfache Strecke, so kann ich mich (hoffentlich) etwas vom Muskelkater der ersten beiden Tage erholen, denn morgen wartet der Scalettapass.
Unterkunft im Hotel Scaletta – auch wenn die Reservation per Email nicht geklappt hat, ein Zimmer war noch frei. Es gäbe aber viele Zimmer mit Frühstück im Ort. Ach ja – der Ort nennt sich S-Chanf und ist ein ziemlich verschlafenes Nest – und entlang des Inns, der sich hier En nennt, bin ich auch gelaufen.


Mittwoch, 30.6.2010
Das Porthotel Scaletta ist so ein typisches Hotel ohne besondere Highlights, nicht schlecht, aber auch nicht besonders überzeugend. Das Frühstück passt da genau ins Bild. Dort lerne ich ein deutsches Pärchen aus Augsburg kennen, die gerade eine 4-tägige Mountainbiketour machen. Sie fahren die Strecke des Nationalpark-Marathons ab. Die erzählen mir ein bisschen von Augsburg. Klingt sehr interessant – wäre mal was für einen Wochenendausflug.
Kurz vor neun geht’s dann los. Auf einem waldigen, leicht ansteigenden Weg erreiche ich schon bald Susauna, den Eingangspunkt ins gleichnamige Tal. Heute ziehen ein paar Wolken durch, was dem Superwetter, das ich seit Beginn der Tour habe, keinen Abbruch tut.
Der Weg zieht sich entlang der Vallember bis hinauf zur Alpe Funtauna auf 2192hm. Die letzten 400hm hinauf auf den 2606hm hohen Scalettapass sind dann sehr abwechslungsreich. Steine, Schnee und Erde fordern alles von den Bikern, die mir entgegen kommen. Naja – jedem das seine.
Mir sind auf jeden Fall die Bergschuhe auf diesem Terrain wesentlich lieber. Am Pass angelangt (es bläst ein ziemlich kalter Wind) lerne ich Kuno kennen. Er begleitet eine Gruppe, die die Via Valtellina in Richtung Süden macht. Er kommt aus Marbach und kennt einen Arbeitskollegen von mir. Wir tratschen eine Weile und suchen Schutz in der eigens dafür aufgestellten Hütte.
Hinunter geht’s dann über riesige Schneefelder- So macht abwärts laufen Spaß. Diretissima – so geil!
 
Die Sonne zeigt sich nur noch selten und auf den letzten Metern Richtung Dürrboden fallen sogar ein paar wenige Regentropfen vom Himmel. Dort angelangt gibt’s erst mal das Standardmenü (Kola, Kaffee, Kräuter), bevor mir eine ganz nette Schweizerin das Lager zeigt. Wie es scheint, bin ich heute der einzige. Die Chefin des Hauses wäscht mir sogar meine Klamotten (was im Übrigen auch dringend notwendig ist), hoffentlich trocken sie bis morgen. Dusche gibt’s hier keine – so eine Wäsche am Gebirgsbach mit Schmelzwasser kann ja soooo erfrischend sein. Nach einem Schläfchen gibt’s dann eine Suppe, einen Salat und ein prima Rindsragout.
PS: Genau heute vor 15 Jahren hatte ich meinen Nierenunfall. Wie die Zeit vergeht.
PPS: Interessante Namen gibt’s hier: Piz Müsella, Chüealphorn, Chummertälli, und: Hüreli.

Donnerstag, 1.7.2010
Als ich um halb acht Uhr in den Frühstücksraum komme, entdecke ich meine Kleidung fein sauber zusammengelegt neben dem bereits gerichteten Frühstück. Dorothea (die Chefin) hat bereits ganze Arbeit geleistet.
Da heute eine lange Etappe auf mich wartet, starte ich etwas früher als sonst. Die 14 Kilometer bis nach Davos sind wunderschön zu laufen, vorbei an unzähligen Kühen, Kälber, Stieren und Pferden, die auf vielen verschiedenen Alpen den Sommer verbringen.
Davos selber lasse ich dann (im wahrsten Sinne des Wortes) links liegen und erreich entlang des Davoser Sees bald Wolfgang. Viele Eichhörnchen sind hier anzutreffen. Über Laret geht’s dann wieder der Bahn entlang nach Klosters. Heute ist es besonders heiß, die Sonne kennt keine Gnade. Gegen zwei Uhr erreiche ich endlich Klosters. Dort gibt’s dann das wohlverdiente K3-Menü.
Der letzte Anstieg hinauf nach Schlappin ist dann besonders hart. Die Sonne lässt den Teer auf der Straße erweichen, steil zieht sich die Fahrstraße dem Schlappinbach entlang in die Höhe. Ich renn voll in einen Hungerast und zur Krönung geht mir auch noch das Wasser aus. Ich meditiere ganz langsam aufwärts und träume von einem schattigen Bänkchen an einem Brunnen, von Farm umgeben. Und man glaubt es kaum – plötzlich wird der Traum wahr.

Kurz vor dem Ziel mache ich nochmals Rast, esse eine Kleinigkeit und genieße das kühle Wasser. So gestärkt geht’s dann die letzten Meter bis zum Schlappinsee, an dessen Ufer das Berghaus Erika liegt, wo ich heute übernachten werde. Ein kleines Bier für die verlorenen Mineralstoffe und ein großes Wasser gegen den Durst – und dann ab unter die Dusche – herrlich!
Im Massenlager bin ich wieder mal der einzige Gast. Wo sind nur die ganzen Via Valtellina Wanderer?
Ich studiere noch die morgige Etappe zur Carschina-Hütte und kriege ob der Höhendifferenzen einen Schock! +1600hm/-900hm. Und das nach so einem Tag! Und Gargellen wäre nur noch einen Katzensprung entfernt – mal sehen, wie ich heut schlafe. Bin ja zum Glück äußerst flexibel.
Das Abendessen ist dann eher enttäuschend. So ein Schnitzel, das schon mal durch einen Fleischwolf musste, totgekochtes Gemüse und ein paar Nudeln. Naja. Das hätte ich auch hergebracht.
In der Abenddämmerung findet dann noch Wildbeobachtung statt. Das stolze Ergebnis: Fünf Gämsen, eine Hirschkuh mit ihrem Kalb und ein Hirsch.

Freitag, 2.7.2010
Obwohl ich schlecht geschlafen habe und mit Kopfweh aufstehe, beschließe ich, den Weg Richtung Carschina in Angriff zu nehem. Frühstück gibt’s erst um acht, so komme ich erst kurz vor neun Uhr los.
Ich verlasse nun also die Via Valtellina und verfolge den Prättigauer Höhenweg. Dieser verläuft bereits seit Klosters parallel, in Schlappin trennen sich die beiden Wege. Gargellen wäre noch ca. einen halben Tagesmarsch entfernt gewesen.
Die ersten 400hm hinauf zum Zügenhütti gehen angenehm im Schatten. Dabei laufe ich über die Mardisa – Talabfahrt. Schon interessant: Hier wachsen keine Blumen. Dann geht’s auf und ab weiter Richtung Jägglischer Fürggli (2256hm). Entlang des Aufstiegs kommt einmal ein sehr interessanter Alpenkräutergarten. Jetzt kenne ich Thymian in der freien Natur.
Kaum ist das Fürggli überschritten, eröffnet sich ein komplett neues Panorama. Irgendwie kommen mir die Berge plötzlich bekannt vor.
Über die Aschariner Alp geht’s dann stetig abwärts Richtung dem Ort St. Antönien. Etwa auf halber Strecke stehen plötzlich Trittroller da! Ziemlich wackelige Dinger – aber: lieber schlecht gefahren als gut gelaufen! So schnappe ich mir so ein Gerät und rolle so die letzten 400hm hinunter in den Ort.
Im Gasthaus Madrisajoch, wo das Trottinett bezahlt werden muss (schlau!) gibt’s noch ein Stärkung, bevor ich die letzten drei Stunden des heutigen Tages starte. Die Sonne brütet weiterhin herab, es geht meist auf der Fahrstraße nach Partnun.
Nach dem Beinahe-K.O. gestern trotte ich heute ganz gemütlich hinauf zur 2221hm hohen Carschinahütte. Die Hütte ist wunderschön am Fuße der Sulzfluh gelegen, mit Blick auf die Schesaplana überhaupt herrlichem Gebirgspanorama.
Die Hüttenwirte Heidi & Tom kümmern sich herzlich um die Gäste. Ich lerne Dirk und Frank aus Frankfurt, sowie Piet aus Düsseldorf kennen. Übrigens: Außer mir nur (!) deutsche Gäste hier oben. Zum gemeinsamen Abendessen gibt’s dann Suppe, Salat und – Älplermakaronen. Ich schöpfe gleich dreimal, so gut schmeckt´s. Das Zimmer teile ich zufällig mit Dirk und Frank und da Frank anscheinend schnarcht, trinke ich sicherheitshalber ein Bier mehr. Gemeinsam wird dann noch der Sonnenuntergang über der Schesaplana beknippst, bevor es um 22 Uhr ins Lager geht.
Piet erzählt mir noch seinem Geo-Cache, den er mal am Hirschsee vergraben hat. Ich werde morgen sehen, ob ich ihn (auch ohne GPS :-) finde.

Samstag, 3.7.2010
Bereits um 6 Uhr in der Früh geht’s rund in der Hütte. Die Deutschen müssen natürlich alle früh los, denn um 16 Uhr ist Viertelfinale gegen Argentinien. Und da wollen alle an ihrem Zielort sein.
Nach dem Frühstück und einer kurzen Verabschiedung mach ich mich auf den Weg. Eine deutsche Familie hat mich gestern noch geschockt: Sie erzählten, sie hätten für den Weg von der Schesaplanahütte hierher 8 ½ Stunden benötigt. Und auf meiner Strecke ist das nur ein Zwischenziel! Das kann ja was werden.

Ich laufe also ziemlich zügig dahin, habe bald die vor mir gestarteten überholt. Ich passiere die Drei Türme, die Drusenfluh, die Kirchlispitzen, wo schon einige Kletterer am Werk sind und erreiche das Cavelljoch, wo an der österreichischen Grenze der Blick auf den Lünersee frei wird.
Leider ist auch schon der zweite Akku vom Fotoapparat bereits leer, deshalb gibt’s vom heutigen Tag nur noch sehr wenige Fotos. Unterhalb der Schesaplana geht’s dann zur gleichnamigen Hütte, welche ich nach 4 ¼ Stunden erschöpft erreiche. Eine unfreundliche Bedienung bringt mir was zu trinken und eine teure Hauswurst. Die Krönung: Ich bestelle noch eine Engadiner Nusstorte. Diese wirft sie mir in Cellophan verpackt ohne Teller und Besteck auf den Tisch. Aha – Trinkgeld gestrichen.
Der Wegweiser zeigt 5 ½ Stunden zur Carschinahütte und 3 ½ Stunden in den Nenzinger Himmel. Zuvor muss aber noch das Salaruel-Joch erklommen werden. Dort oben kommen das Erinnerungen an unsere Panüeler-Tour 2004 hoch. Hier haben wir Verena zum ersten Mal überredet, nicht umzukehren. Das Salaruel-Tal ist dann bekannt „Sch…“ hinunterzulaufen. Steil, steinig, rutschig. Zum Glück liegen noch einige Schneefelder die die ganze Sache etwas entschärfen. Am Hirschsee gehe ich dann auf Schatzsuche (der Schatz vom Hirschsee – frei nach Karl May) und finde auch gleich das „Tomate-Knoblauch“ – Glas von Miracoli, in das Piet seine Münzen gelegt hat. Ich stecke noch 2 Franken dazu und verstau wieder alles fein säuberlich.
Auf den letzten Metern hinunter ins Tal zwicken dann meine Knie schon ganz ordentlich. Und ich bin froh, dass sich das Ziel meiner Tour, den wunderschönen Nenzinger Himmel, erreicht habe.